Laschet (CDU) und Gebauer (FDP) brauchen dringend politische Erfolge. Er hat eine angeschlagene Partei übernommen und sie als Schulministerin eine Zeit mit „Pleiten, Pech und Pannen“ hinter sich. Da müssen Versprechen unbedingt eingehalten werden, koste es was es wolle. Also müssen die SchülerInnen und LehrerInnen wieder in den Präsenzunterricht. Da sollten dann 2 Selbsttests pro Woche für mehr Sicherheit gegen die Ausbreitung von Corona sorgen. Nur Pech, dass Supermärkte schneller waren als die Landesregierung in NRW und die einfach zu handhabenden Test bereits aufgekauft hatten. Aber ohne ausreichende Selbsttests keine Schulöffnungen, so hatten sie selbst versprochen.
Die Rettung soll ein Test bringen, der nur im Eilverfahren eine Sonderzulassung (BfArM 5640/S-025/21) für die Patientenselbstanwendung erhalten hat. Aber auch der stand nicht schnell in ausreichender Zahl zur Verfügung. So hat ein Teil der Schulen inzwischen 4 Wochen Präsenzunterricht ohne Testungen hinter sich. Zeitweise wird die Polizei „missbraucht“, um das Testmaterial möglichst schnell noch vor den Osterferien in die Schulen zu bringen. Trotzdem werden die meisten Schulen nur einen von 10 geplanten Test kurz vor den Ferien durchgeführt haben. Sicherheit in den Schulen bisher also Fehlanzeige, aber ja dann vielleicht für die Ferien.
Aber auch der Test selbst hat es in sich.
In der Gebrauchsanweisung des Herstellers finden sich folgende Warnhinweise:
Kann allergische Hautreaktionen verursachen / Verursacht schwere Augenreizungen / Schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung / Einatmen von Staub/Rauch/Gas/Nebel/Dampf/Aerosol vermeiden / Freisetzung in die Umwelt vermeiden / Schutzhandschuhe/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen.
https://www.schulministerium.nrw/selbsttests/
In einem youtube-Videotutorial des Alfried-Krupp-Krankenhauses in Essen wird dementsprechend gezeigt, wie man diesen Test korrekt anwendet. Der Arzt ist in voller Schutzkleidung mit Handschuhen, Schutzbrille und Maske tätig.
In den Schulen sollen die Lehrkräfte die Testungen den Kindern und Jugendlichen nach einer „sorgfältigen Besprechung der Hintergründe und Abläufe“ selbst überlassen. Laut Gebrauchsanweisung sollen sie nach einem sorgfältigen Händewaschen mit Seife ein langes Wattestäbchen waagerecht (nicht nach oben) in die Nasenlöcher einführen und es dort 4 mal (15 sec) drehen. (Haben nicht HNO-Ärzte immer davor gewarnt, dass Laien mit spitzen Gegenständen in der Nase nichts zu suchen haben?) Danach müssen sie ein mit einem Kunststoffpfropfen verschlossenes Teströhrchen vorsichtig öffnen, das Wattestäbchen einführen und mehr als 10 mal darin drehen. Anschließend ist ein Tropfaufsatz fest auf das Teströhrchen zu drücken und 4 Tropfen auf eine sehr kleine Testfläche zu tropfen. Fertig. Nun liegen die kontaminierten Teststreifen mindestens 15 Minuten auf den Tischen bis ein Ergebnis abzulesen ist.
Gehört ein solcher Test in Kinderhände? Wissen eigentlich die Eltern Einzelheiten zu diesen Tests? Bis Ostern war ohnehin nur ein Testdurchlauf möglich, da die Logistik nicht vorbereitet war. Stehen hier Risiken und Nutzen noch in einem vernünftigen Verhältnis? Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum einige Schulen und Lehrer nicht die Verantwortung und die Risiken für und durch diese Tests übernehmen wollten. Sie müssen aber den Weisungen der übergeordneten Behörden und des Schulministeriums folgen. Hinzu kommt, dass Kinder und Eltern die den Test verweigern laut Weisung der Ministerin nicht „ausgegrenzt“ werden dürfen. Sie dürfen also weiterhin das Virus in der Klasse verbreiten. Letztlich also reiner Aktionismus und der noch schlecht gemanagt. Aber Laschet und Gebauer ist das alles egal. Politische (oberflächliche) Erfolge müssen her. Es stehen ja wichtige Wahlen ins Haus. Nach Ostern wird man verkünden, dass in den Schulen in NRW mit dem Präsenzunterricht alles prima läuft. Wir werden sehen, ob dieser Schuss nicht nach hinten losgeht.
Autor: Wolfgang Pfuhl